Abschnitte

Im Zeitraum von 2008 bis 2010 wurde durch den Freistaat Thüringen ein Hochwasserschutzkonzept für die Gewässer Hörsel und Nesse im Stadtgebiet Eisenach erarbeitet. In diesem Konzept erfolgten konkrete Maßnahmenvorschläge zur wirksamen Verhinderung schadhafter Ausuferungen in den bebauten Gebieten. Durch die Bildung sogenannter Maßnahmekomplexe (MK I bis V) erfolgte jeweils eine Bündelung verschiedener Einzelmaßnahmen, welche sich mit hydraulisch, städtebaulich und nutzungsspezifisch zusammenhängenden Bereichen beschäftigen.

Alle Maßnahmenkomplexe des Hochwasserschutzes zum Anklicken

  • Maßnahmekomlex I = Ortslage Stedtfeld
  • Maßnahmekomplex II = Industriegebiet „Auf dem Gries“ und Wohngebiet „Hörselgrund“
  • Maßnahmekomplex II.1 = Spicke
  • Maßnahmekomplex III = Innenstadtbereich
  • Maßnahmekomplex IV = Nessemündung bis Wutha-Farnroda entlang der Hörsel
  • Maßnahmekomplex V = Mündung bis Stockhausen entlang der Nesse

Das Hochwasserschutzkonzept mit seiner gesamtheitlichen Betrachtung des Gewässersystems legte mit seinen studienhaften aufeinander abgestimmten Maßnahmevorschlägen den Grundstein für die sich anschließenden konkreten technischen Planungen in den einzelnen Maßnahmekomplexen.

Die geplanten Maßnahmen umfassen folgende Kategorien:

Maßnahmen zur Verbesserung des natürlichen Rückhalts

Ursprünglich verlief die Hörsel im Bereich des heutigen Mühlgrabens. Die Überschwemmungsfläche der Hörsel ist heute nach Süden weitestgehend durch den Bahndamm begrenzt. Soll dieser Bereich dem Gewässer wieder ohne Einschränkungen vollständig zur Verfügung gestellt werden, müsste die vorhandene Infrastruktur und die vorhandene Bebauung entfernt werden. Das ist unter den gegebenen Randbedingungen so nicht umsetzbar. Diese Variante wird heute ersetzt durch das Rückversetzen der Hochwasserschutzanlagen so weit wie es die Infrastruktur zulässt. Dem Gewässer wird wieder Raum zurückgegeben.

Technische Hochwasserschutzmaßnahmen

Eine Aufweitung des Gewässers stellt den Raum zur Verfügung, um bei gleichbleibender Sohlhöhe und natürlichen Böschungen ein HQ100 schadfrei abführen zu können. Das bedeutet, dass das Gewässerprofil verbreitert werden muss und / oder, dass Umfluter errichtet werden. Für Umfluter fehlt der Platz, eine Gewässeraufweitung ohne Hochwasserschutzanlagen reicht nicht aus.

Die Hochwasserschutzanlage wird auf der Böschungsoberkante bei Beibehaltung des derzeitigen Gewässerprofils errichtet. Die Höhe der Hochwasserschutzanlage orientiert sich am Bemessungshochwasser zuzüglich Freibord. Diese Anlagen sind bei beengten Verhältnissen, wie sie in Eisenach vor allem in der Innenstadt vorliegen, Hochwasserschutzwände. Die Wassermenge, die sich im Bestand weiträumig in der ehemaligen Hörselaue verteilt, wird auf den Flussschlauch zwischen den Hochwasserschutzanlagen gezwängt. Dieses Einengen bewirkt höhere Wasserspiegellagen als sie sich im Bestand einstellen. Hohe Wände sind für das Stadtbild unattraktiv.

Bis ca. 1,20 m bis 1,30 m Wandhöhen lassen sich noch relativ gut in das Stadtbild einbinden, bei 1,50 m werden Sichtbeziehungen gestört, die Wand wirkt als Barriere. Anlagen mit dieser Höhe werden deshalb nur dort vorgesehen, wo es die Höhenlage unbedingt notwendig macht und alle sinnvollen Möglichkeiten zur Absenkung von Wasserständen ausgeschöpft sind.

Die Untersuchungen zum Rückhalt des Hochwassers im Oberlauf der Hörsel haben gezeigt, dass die Möglichkeiten des Hochwasserrückhalts vor der Stadt begrenzt sind und keine maßgeblichen Effekte für den Hochwasserschutz beitragen würden. Dies insbesondere, da geeignete Standorte für Hochwasserrückhalt nur im oberen Einzugsgebiet vorhanden sind und dadurch jeweils nur ein kleines Teileinzugsgebiet abdecken. Sie haben somit nur einen geringen Einfluss auf die Abflüsse in Eisenach. Als Schlussfolgerung kann Eisenach nur mit örtlichen Hochwasserschutzanlagen wirkungsvoll vor Hochwasser geschützt werden.

Für die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen müssen die Investitionskosten dem erzielten Nutzen gegenübergestellt werden. Der erzielte Nutzen ist in dem Fall der vermiedene Schaden. Hohe Schäden entstehen dort, wo Wohnbebauung, Verkehrswege und Gewerbestandorte liegen. Geringere Schäden gibt es in landwirtschaftlich genutzten Flächen. Dazu zählen auch Kleingartenflächen. Weiterhin muss beachtet werden, dass dem Gewässer wieder Raum zur Verfügung gestellt wird. Hat das Gewässer wieder mehr Platz, entwickeln sich unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten, die Uferlinie ist nicht geradlinig wie ein Kanal sondern weist Verschwenkungen auf und Bewuchs kann sich entwickeln.

Eine besondere Herausforderung im Planungsprozess war die komlexübergreifende Betrachtung und Abstimmung der technischen Planungen im Hinblick auf ihre Wirkungen untereinander.

Nachdem die Umsetzungen der Maßnahmen für die Ortslage Stedtfeld nahezu abgeschlossen sind, wurden die Planungsvorhaben zu den Maßnahmekomplexen II, II.1 und III Anfang März 2017 zur Planfeststellung eingereicht.

(Die folgenden Seiten zeigen die konkret geplanten Maßnahmen in den einzelnen Planungsabschnitten.)

Hier erfährst Du die Grundlagen und Hintergründe zum Hochwasserschutz-Projekt in Eisenach mal etwas anders erklärt.